Weltstillwoche 2023: Stillen und Beruf - Kenne Deine Rechte!

Diverse Gründe führen bei stillenden Frauen dazu, Ihre Ausbildung, das Studium oder Ihre Berufstätigkeit fortzuführen. Neben der Stillberater:in und entsprechenden Plattformen im Internet suchen betroffene Mütter auch die Apotheke auf, um sich über Milchpumpen, Gefrierbeutel und das Handling drum herum zu informieren. Unser Wunsch ist es, dass Ihr, liebe Kolleg:innen, hier kompetent beraten könnt.

Eine gute Organisation im Vorfeld, Kenntnisse über die Rechte einer Stillenden am Arbeitsplatz und das praktische Wissen über das Abpumpen, Sammeln und Aufbewahren der Muttermilch, schaffen gute Voraussetzungen, um das Projekt „Wiedereinstieg“ erfolgreich und möglichst stressfrei gelingen zu lassen. Natürlich ist es leichter für beide – Mutter und Kind, je weiter der Neustart hinausgezögert wird. Auch eine Arbeitszeit von nur wenigen Stunden pro Woche ist für das Stillteam einfacher zu bewältigen als eine Vollzeitanstellung. Unterstützung vom Partner bzw. ihrer Familie benötigt die stillende Mutter allemal. Ohne diese Hilfe ist die Dreifachbelastung Baby-Haushalt-Berufstätigkeit kaum zu schaffen.

Rückt der Termin des Arbeitsbeginns näher, können zwiespältige Gefühle die letzte Zeit vor dem Neustart begleiten. Die Vorfreude kann von Zweifeln überschattet werden: War es die richtige Entscheidung? Wird mich mein Kind weiterhin lieben? Werde ich die Belastung schaffen? Das ist völlig natürlich. Die Bedenken minimieren sich sukzessive, wenn die Mutter ihre Tätigkeit wieder aufgenommen hat und sich Routine einstellt. Dazu bedarf es allerdings einiger Informationen und Empfehlungen, die Ihr der stillenden Mutter im Beratungsgespräch an die Hand geben könnt:

Der gesundheitliche Aspekt

Das Weiterstillen ist für beide – Mutter und Kind - von Vorteil. Das Baby profitiert weiterhin von den gesundheitlichen, ernährungsphysiologischen und bindungsunterstützenden Vorteilen der Muttermilch. Die Mutter kann mögliche Schuldgefühle dadurch mindern, nützt die Vorteile des Stillens für ihre eigene Gesundheit und hat seltener ein krankes Kind zu betreuen.

Der organisatorische Aspekt

Eine gute Planung und Organisation im Vorfeld nimmt viel Druck aus der bevorstehenden Situation. Diese Fragen solltet Ihr der stillenden Mutter zur Klärung mit auf den Weg geben:

  • Wer übernimmt die Betreuung ihres Kindes (Partner:in/ Angehörige, Tagesmutter/-vater, Krippe, firmeneigene Möglichkeiten)?
  • Wie lange ist sie pro Arbeitstag von Ihrem Kind getrennt? Könnte sie einen Teil der Tätigkeit zu Hause ausführen?
  • Hat sie die Möglichkeit, mittags nach Hause zu kommen oder könnte sie sich ihr Baby zu ihrer Tätigkeitsstelle bringen lassen?
  • Kann sie in ihrer Firma ungestört Muttermilch abpumpen und aufbewahren bis zum Dienstschluss?
  • Welche Nahrung soll ihr Baby während Ihrer Abwesenheit erhalten? Abgepumpte Muttermilch oder künstliche Säuglingsnahrung? Nach dem 5. Monat könnte sie Stillmahlzeiten auch durch Beikost ersetzen, sofern ihr Kind dazu bereit ist.
  • Wie soll ihr Baby gefüttert werden? Je nach Alter des Kindes kann die Fütterung mit Flasche, Becher oder Löffel erfolgen.

 

Bei einer fremden Betreuungsperson für das Baby, ist es wichtig, das Baby mit dieser vertraut zu machen. Schon vor Aufnahme der Berufstätigkeit sollte sich deshalb die Mutter einige Male mit der Betreuerin zum Kennenlernen und Besprechen der organisatorischen Angelegenheiten treffen.

Der rechtliche Aspekt

Im Mutterschutzgesetz sind die Stillzeiten am Arbeitsplatz geregelt: mindestens zweimal täglich eine halbe Stunde oder einmal pro Tag eine Stunde muss der Arbeitgeber gewähren. Still- und/oder Abpumppausen sind bezahlte Arbeitszeiten. Zudem muss der Arbeitgeber einen ruhigen Raum zur Verfügung stellen, die dafür (möglichst ungestört) genutzt werden können. Die Toilette ist KEIN geeigneter Raum dafür! Es besteht auch die Möglichkeit, diese Pausenzeiten am Ende des Arbeitstages zu nehmen, um früher nach Hause fahren zu können.

 

 

Der Arbeitgeber-Aspekt

Gestillte Kinder erleiden lt. Statistik weniger häufig Infekte als im Vergleich Kinder, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden. Davon profitiert auch der Arbeitgeber. Stillende Mütter fallen aufgrund dessen seltener durch Krankheit ihres Kindes aus.

Zertifizierte Babyfreundliche Apotheken finden im Mitgliederbereich Handouts für die Mütterberatung zu den Themen "Entleeren der Brust, sammeln und aufbewahren von Muttermilch", "Berufstätigkeit und Stillen".

 

 

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